„Wenn Du eine Veränderung wirklich willst, dann sei Du selbst die Veränderung!“
– Dieses Wort hat mich immer schon fasziniert. Mir ist klar, dass der erste Schritt zu einer Veränderung von mir selbst ausgehen muss, erst dann kann auch in meinem Umfeld etwas geschehen. Der persönliche Sieg geht dem öffentlichen Erfolg voraus.
Eine Weisheitsgeschichte macht dies deutlich.
Ein großer Katzenfreund hörte von einem Zen-Meister, der ein großartiger Maler sei. Er besuchte den Zen-Meister und bat ihn, seine Katze zu malen. Der Meister erklärte sich einverstanden und schlug dem Mann vor, in einer Woche wiederzukommen.
Doch als der Mann nach einer Woche die Werkstatt des Meisters betrat, war das Bild noch nicht fertig. Der Meister bat um einen Aufschub – er sollte bitte in vier Wochen nochmals vorbeischauen.
Doch auch nach vier Wochen war das Bild seiner Katze noch nicht fertig und der Meister bat den Katzenfreund, nach drei Monaten, dann nach sechs Monaten und schließlich nach genau einem Jahr seit dem Erstbesuch vorbeizukommen.
Am Jahrestag nun nahm der Zen-Meister Zeichenpapier und Pinsel zur Hand und malte in weniger als einer Minute das perfekte Portrait seiner Katze.
Der Katzenfreund war ob des großartigen Ergebnisses einerseits tief beeindruckt – dies war die schönste Katze, die er jemals in seinem Leben gezeichnet sah. Doch zugleich war er auch wütend, weil ihn der Meister ein ganzes Jahr vertröstet hatte, obwohl er das Bild dann in einer Minute erstellte. Hätte er das Bild nicht bei seinem ersten Besuch schon zeichnen können?
Der Katzenfreund stellte den Zen-Meister zur Rede. Da öffnete dieser wortlos die Tür zum Nebenzimmer – aus diesem Zimmer quollen Tausende und Abertausende Entwürfe der Katze heraus.
Was will mir nun diese Geschichte sagen?
- Echte Werte, Originale kosten Zeit, Kopien gibt es sofort. – Der Anspruch des Zen-Meisters war, ein Kunstwerk zu schaffen. Die Frage des persönlichen Anspruchs bei Veränderungen ist also wichtig: Was will ich wirklich anstreben?
- Um Wirkung zu erzielen ist echtes tiefes Verstehen wichtig. – Dazu Albert Einstein: „Wenn Du es nicht einfach erklären kannst, hast Du es nicht gut genug verstanden.“ … oder kannst es nicht mit wenigen Strichen zeichnen.
- Doch auch der Katzenliebhaber als Kunde muss Geduld aufbringen, um wirklich Qualität zu erhalten – sein Verlangen, sein Interesse war zumindest so groß, dass er sich auf die lange Wartezeit (und Reifezeit) einließ. Das ist in der heutigen Zeit des schnellen Konsums unüblich.
- … (was lesen Sie noch aus der Geschichte?)
So wie dem Zen-Meister steht uns – ohne dass uns dies bewusst ist – auch ein Original als Ausdrucksmittel zur Verfügung: Unsere Handschrift und besonderes unsere Unterschrift sind unverwechselbar mit unserer Persönlichkeit verbunden – wir können sogar anhand bestimmter Schreibmerkmale identifiziert werden und unsere Unterschrift wird immer noch als Ausweis – so wie früher ein Siegelring – anerkannt. Sicher – heute werden mit „Fingerabdruck“ und „Augenscanner“ auch genetische Merkmale als Identitätsausweis hinzugezogen, aber die eigene Unterschrift ist immer noch in Verbindung mit einer Kreditkarte das am weitesten verbreitete Identifikationsmerkmal.
Welche große Macht nun in der eigenen Handschrift wirklich verborgen liegt, wird durch eine andere Geschichte deutlich. Diese Geschichte hat mich schier umgehauen:
Im Vietnam-Krieg wurden die von den Vietkong gefangenen US-Soldaten oft unter unmenschlichsten Bedingungen gehalten. Sie wurden in feuchte Löcher gesteckt, mangelhaft ernährt und regelmäßig gefoltert.
Eines Tages nun machten die Vietnamesen den US-Soldaten ein Angebot mit der Aussicht, dass sie dann in wesentlich bessere Einrichtungen verlegt würden mit besserem Essen, sogar Verzicht auf Folter, wenn sie im Gegenzug zu folgender kleiner Aufgabe bereit wären:
Die Soldaten sollten „freiwillig“ täglich 10x einen Text handschriftlich abschreiben – Zeitdauer ca. 1 Stunde pro Tag. Dieser Text war natürlich anti-amerikanisch und pro-vietnamesisch gehalten.
Einige US-Soldaten weigerten sich, viele andere nahmen aber das Angebot an, denn sie waren sich sicher, dass ein solches erzwungenes Abschreiben eines vorgegebenen Textes niemals ihre Einstellung verändern würde.
Nach Beendigung des Krieges wurden nun die Gefangenen gegenseitig ausgetauscht und die freigelassenen US-Soldaten sowohl medizinisch als auch psychologisch untersucht. Bei dieser Untersuchung stellte man nun fest, dass 80 % der US-Soldaten, die bei diesem Schreib-Experiment mitgemacht hatten, nach ihrer Freilassung der Meinung waren, die USA seien im Unrecht gewesen und hätten den Vietnam-Krieg niemals beginnen oder führen dürfen!!!
Mich hat dieses Ergebnis fasziniert – 80 %!!!
Sicherlich – diese Schreibübung war eine perfide Form der Gehirnwäsche.
Aber ich hätte nie gedacht, dass dieses Experiment so wirkungsvoll ist.
80% – fast jeder der Soldaten hat sich hier in seiner Einstellung verändert!
Gehirnwäsche lehne ich grundsätzlich ab, aber wenn wir unsere täglichen Rituale anschauen, dann sind viele Handlungen auch eine Art von „Gehirnwäsche“ ohne dass sie uns aber in unserer Entwicklung voranbringen: Sei es die morgendliche Zeitungslektüre mit den immer wieder gleichen negativen Nachrichten, sei es die Zigarette zwischendurch, sei es das Stück Schokolade oder was auch immer.
Diese kleinen Rituale sind allesamt freiwillige Programmierungen und beeinflussen unsere Aufmerksamkeit und unsere Stimmung und damit auch unsere Art zu denken und zu handeln.
HANDSCHRIFTLICHES AUFSCHREIBEN VERÄNDERT UNSER DENKEN!
Ich habe mich dann gefragt, wie ich die Wirkung dieses Experiments für mich positiv nutzen und ausprobieren könnte. Seit Mitte August 2018 – also mittlerweile 2,5 Monate – habe ich nun damit begonnen, JEDEN TAG in mein Lern- und Tagebuch als erstes meine wichtigsten Ziele niederzuschreiben.
Das kostet mich im Durchschnitt 5 -10 Minuten am Tag – mehr nicht!
Angefangen habe ich mit drei Zielen, mittlerweile habe ich sechs große Ziele.
Ich schreibe sie auf … und wenn mir im Schreiben eine Idee, ein Gedanke zu einem Ziel kommt, notiere ich diesen dann auch kurz – mehr nicht!
Wichtig:
Meine Ziele waren am Anfang noch gar nicht richtig „rund“ – sie waren teilweise eher Vorhaben, Ideen als wirklich schon perfekt formulierte Ziele.
Ich habe gelernt, dass dies auch nicht erforderlich ist. Denn im täglichen Aufschreiben (noch) unklarer Ziele werden diese immer präziser und präziser – beim Aufschreiben kommen mir Variationen der Ziele in den Sinn, die ich dann für mich auf ihre Stimmigkeit hin geprüft habe.
Hilfreich ist dabei, die Ziele mehrfach laut auszusprechen, um ein Gefühl für sie zu bekommen. Auf diese Weise haben sich die Ziele nach und nach entwickelt und ihre Durchschlagskraft gewonnen.
Beispiel:
Manche Ziele waren anfangs ein „ich will was in diesem Bereich tun“-Ziele … und haben sich in wenigen Wochen dann zu präzisen, stimmigen Zielen entwickelt.
- Ich baue ein Netzwerk von Menschen, die lebensbejahende ökologische Strukturen lieben.
- Ich baue ein Netzwerk auf zum Orientierungswissen.
- Ich baue ein Netzwerk auf, um Orientierungswissen und echtes Verstehen zu fördern.
- Ich baue ein Netzwerk auf für Wissen – speziell für Orientierungswissen – miteinander austauschen, sich situativ besser zu orientieren.
- Ich baue ein Netzwerk auf, wo es um die Fähigkeit geht, sich in der heutigen VUKA-Welt[2] besser orientieren zu können.
- Ich baue ein Netzwerk auf zum Wissen „jenseits von Stoff und Thema“.
- Ich baue ein Netzwerk auf mit dem Ziel, mich als Experte für Orientierungswissen bekannt zu machen.
- Ich baue ein Netzwerk auf mit dem Ziel, mich als Experte für kulturelle Veränderungen in Organisationen bekannter zu machen.
- Die aktuelle Fassung: Ich baue ein Netzwerk auf mit dem Ziel, als Experte und Coach für Kultur-, Team- und Organisationsentwicklung bekannt zu sein.
Gerade das tägliche kreative Spielen mit den verschiedenen Wortbedeutungen hilft, dem eigenen Zielverständnis immer näher zu kommen und die Durchschlagskraft meiner Ziele zu steigern.
Der deutsche Philosoph Ludwig Wittgenstein hat einmal gesagt: „Worte sind wie Schachfiguren – erst ihre Stellung auf dem Brett enthüllt ihre wahre Bedeutung.“
So habe ich auch Schritt für Schritt gelernt, meine Ziele immer besser zu formulieren.
WER TÄGLICH SEINE ZIELE AUFSCHREIBT, DER GIBT SICH TÄGLICH EIN VERSPRECHEN!!!
Wenn ich meine Ziele aufschreibe, trete ich in einen inneren Dialog mit mir selbst – ich öffne so den Zugang zu meinem Unterbewusstsein und aktiviere meine Ressourcen. Durch das tägliche Wiederholen und das Festigen als Gewohnheit geschieht das innere Andocken immer schneller – ich empfinde es mittlerweile so, als ob ich das Licht anschalte. Ich bin ganz nah bei mir.
- Ich bekomme einen geschärften Blick für Aufgaben, die ich HEUTE anpacken kann, um einem Ziel näher zu kommen.
- Mir hilft, wenn ich die Ziele aufschreibe, dann laut ausspreche (meine Autosuggestionen) und mir – unterstützt durch die Ideen – meine Ziele bildhaft vorstelle und schließlich überlege, wie ich sie heute umsetze!
- Bei vielen alltäglichen Tätigkeiten weiß ich nun, WARUM ich sie tun sollte. Ich entdecke ihren Sinn und einen Sinnzusammenhang: Mit dieser oder jener kleinen Tätigkeit leiste ich einen Beitrag zu diesem oder jenem Ziel – Ist das nicht faszinierend? Das war mir früher nie so klar gewesen.
- Und was das Beste dabei ist: Die LUST ZUM HANDELN kommt automatisch! – Eines meiner Ziele lautet: „Ich halte Ordnung und Sauberkeit an meinem Platz, in meinem Büro und in meinem Leben.“ à Plötzlich macht es mir selbst Spaß, bestimmte „Ecken aufzuräumen“ – ich freue mich über den Fortschritt und bin sogar glücklich dabei, wenn zum Beispiel die Küche blitzblank sauber ist (bitte nicht meiner Frau verraten!)
- Mittlerweile – nach über 2 Monaten – freue ich mich auf das tägliche Aufschreiben, weil ich stolz bin auf meine FORTSCHRITTE und das Schreiben mir ganz leicht fällt.
- Und weil das morgendliche Aufschreiben auch eine gute EINSTIMMUNG für den Tag ist: Ich zentriere mich – ich bereite den Tag (und mich) vor … und das tut mir gut.
Angefangen hatte alles mit 5 – 10 Minuten handschriftliches Aufschreiben in mein Lern- und Tagebuch … wenn aber gute Ideen sprudeln und mir Dinge klar werden, kann es auch mal etwas länger dauern. Das entscheide ich aber selbst, wie meine Zeit verfügbar ist. Das ist kein Zwang. Aber es tut mir sehr gut und ich habe Spaß dabei.
Übrigens – meine eigenen sechs wichtigsten Ziele sind:
- Mein Leben ist ein großartiges Meisterstück – ich lebe mein Leben voller Energie und Leidenschaft, in Dankbarkeit und Ehrfurcht!
- Ich unterstütze Menschen, ihr persönliches und berufliches Leben selbstbewusster, erfolgreicher und glücklicher zu gestalten!
- Ich baue ein Netzwerk auf mit dem Ziel, als Experte und Coach für Kultur-, Team- und Organisationsentwicklung bekannt zu sein!
- Ich halte Ordnung und Sauberkeit an meinem Platz, in meinem Büro und in meinem Leben!
- Als Christ bin ich ein Stellvertreter Gottes auf Erden – ich glaube an Dich, Herr Jesus Christus – Du bist mein Herr und Heiland. Ich vertraue Dir und folge Dir nach.
- Reichtum und Segen strömen mir im Überfluss zu. Ich verdiene es, reich und gesegnet zu sein in allen Bereichen meines Lebens – mit echten Beziehungen, finanziell frei, gesund und fit, voller Energie und Lebensfreude und mit einem inspirierenden Beruf.
Wir leben in einer Zeit, die der Maschinenschrift mehr Aufmerksamkeit schenkt, weil sie allgemeingültig und leichter lesbar ist wie die „Schreib-Klaue“ von manchen Menschen. Das sind sicherlich große Vorteile und damit gewichtige Argumente im praktischen Alltag. Doch durch dadurch haben wir das große Potential der eigenen Handschrift aus den Augen verloren. Ich entdecke es gerade neu für mich.
Und Sie? – Was ist Ihr nächster (erster) Schritt?
Haben Sie Ziele, die es wert sind, täglich aufgeschrieben zu werden?
Wünschen Sie sich solche Ziele?
Wenn Sie Unterstützung benötigen bei Formulierung, Präzisierung und Verfolgung Ihrer Ziele … ich bin für Sie da!