Es ist unmöglich, sich gleichzeitig Sorgen zu machen und in Frieden zu leben!

Das Bild „Der Schrei“ von Edvard Munch [1] hätte große Chancen, wenn man die gegenwärtige Situation in einem Bild darstellen müsste: Ich bin überrascht, verwirrt, erstaunt und tief betroffen davon, was zurzeit in der großen Welt bis hin zur eigenen Familie alles passiert, welche vormals uneinnehmbaren Bastionen geschleift werden (das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit und viele andere), wie Firmen, ganze Branchen, ja ganze Länder und Kontinente von heute auf morgen in Schieflage geraten.

Jeden Tag übertreffen sich die Nachrichten mit weiteren Schreckensmeldungen, die Prognosen von gestern werden heute schon übertroffen und morgen werden sie (gefühlt) mit tödlicher Präzision noch schlimmer werden.

Wenn man dieser Nachrichtenflut nur eine Stunde aktiv zuhört, auf verschiedenen Kanälen hin- und herzappt und allen diesen Meldungen lauscht, dann erfährt man,

  • dass die Finanzkrise 2008 mit ihren Folgen ein Kindergeburtstag war im Vergleich mit der Corona-Krise des Jahres 2020,
  • dass in 2020 der Kollaps des Gesundheitssystems in Deutschland in wenigen Wochen bevorsteht,
  • dass der Entwicklungstrend der Infizierten in Deutschland Gefahr läuft, noch schlimmer als in Italien zu sein,
  • dass überhaupt Schutzkleidung in einigen Regionen nur noch für eine Woche vorrätig ist,
  • dass die wirtschaftlichen Folgen mit vielen Insolvenzen erst nach der Krise flächendeckend eintreten werden, weil vor allem dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft – dem Mittelstand – die Existenzvernichtung droht,
  • dass die Corona-Krise allein Deutschland bis zu 729 Milliarden Euro kosten könnte (laut Ifo-Institut),
  • dass unser Wohlstand in Deutschland und weltweit hochgradig gefährdet ist und erheblich sinken wird,
  • dass der Besuch eines Fußballstadions erst wieder im nächsten Jahr möglich sein wird … und letztlich auch Olympia abgesagt werden muss,
  • und dass die Deutschen Toilettenpapier hamstern, die Franzosen Baguettes und die Amerikaner Waffen kaufen usw..

Und dann passiert in Februar 2022 noch das Undenkbare: Ein Krieg in Europa bricht aus und verursacht unendliches Leid, löst eine Flüchtlingswelle aus und gefährdet zusätzlich auch die Rohstoffversorgung.

Waren die Systeme schon an ihrer Belastungsgrenze, so sind sie nun noch zusätzlich belastet.

Die Macht dieser Horrorszenarien besteht darin, dass viele daran glauben, dass es schlecht enden wird … und dann werden diese Szenarien nach dem Prinzip der sich-selbst-erfüllenden-Prophezeiung auch eintreten. Dem müssen wir uns aktiv entgegenstellen!

Ich habe in den wenigen Wochen des unfreiwilligen Rückzugs ins Home Office damals und heute gemerkt, dass ich mich aktiv schützen muss gegen diese oben beschriebene Flut, um nicht den Glauben und die Zuversicht zu verlieren. Wenn ich hier nicht eine Grenze ziehe, dann wird dieses „Kopfkino“, dieser Katastrophen-Film mich nicht mehr schlafen und ruhig werden lassen. Und dann bin ich erst recht verloren in der aktuellen Krise.

Deshalb sage ich: Stopp! Schluss damit! Neue Ausrichtung!

  • Wir müssen uns rückbesinnen auf das Wesentliche,
  • Was wirklich auf uns zukommt, was wirklich passiert,
  • auf unsere Werte – was uns wirklich wichtig ist -,
  • woran wir glauben und worauf bzw. auf wen wir vertrauen.

Deshalb schreibe ich diese Texte! – Ich möchte zum einen verstehen lernen, was aktuell passiert[2] und mit diesem Text hier vor allem Mut machen!

„Es ist absolut unmöglich, sich Sorgen zu machen und gleichzeitig in Frieden zu leben!“

Wir haben die Wahl: Entweder regiert uns das Eine oder es regiert uns das Andere!!!

Wenn wir uns Sorgen machen, dann werden wir keine Ruhe mehr finden! Die Sorgen werden uns überwältigen und immer mehr und mehr antreiben.

Wenn wir uns aber auf Ruhe und Frieden ausrichten, dann werden wir den Sorgen ihren Platz zuweisen können … und dann verlieren sie ihre Macht über uns!

Ich habe für mich entschieden, dass ich die Sorgen abgebe, loslasse, ja werfe … so wie es in der Bibel empfohlen wird. Ich muss hier von meiner Wertebasis schreiben, aber ich lade jeden ein, sich seiner eigenen Wertebasis zu besinnen.

„Alle eure Sorgen werft auf ihn! Denn er sorgt für euch!“ (1. Petrus 5,7)

„Wirf dein Anliegen auf den Herrn, und er wird für dich sorgen.“ – Psalm 55,22

Was kommt wirklich auf uns in nächster Zeit zu?

Vielleicht werden wir vor Aufgaben gestellt, die uns bis an unsere Grenze führen,

Herausforderungen, die uns an unseren Fähigkeiten zweifeln lassen,

vielleicht müssen wir uns von bisherigen Wünschen und Vorstellungen verabschieden,

wir müssen Entscheidungen treffen, die uns schwerfallen,

werden mit Forderungen konfrontiert, die wir nicht verstehen,

vielleicht stehen wir vor Situationen, wo wir keinen Durchblick haben,

wir müssen lernen, das Alte loszulassen, weil es nicht mehr passt.

Doch wir erhalten Hilfe aus Richtungen, die wir nicht erwartet haben,

wir stoßen auf Ideen und Lösungen, die uns neue Wege öffnen,

wir treffen auf Menschen, die uns brauchen,

wir begegnen Menschen, die uns weiterbringen,

wir lernen, selbst Hilfe zu geben und anzunehmen

und so werden wir innerlich stärker werden.

Die Zukunft – das weite Land ist da:

Wir wissen nicht, was genau passieren wird!

Wichtig ist:

Dass wir das, was kommt, annehmen,

dass wir geben, was wir haben,

dass wir unser Bestes einbringen,

und miteinander ein Zusammenleben möglich machen.

Und wir sind dabei nicht allein – das ist meine feste Überzeugung.

Ich weiß letztlich wirklich nicht, was genau wie eintreffen wird.

Aber ich weiß, wer auf uns zukommt, denn Gott hält die Zukunft in seiner Hand.

Daran will ich glauben und fest darauf vertrauen.

„Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag:
Gott ist mit uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag!“

Wer diese Zeilen 1944 – eingesperrt in einem Konzentrationslager – schreiben kann, der hat mir etwas in der aktuell schwierigen Situation zu sagen! Dem höre ich zu!

Dietrich Bonhoeffer hat das vielfach vertonte Gedicht „Von guten Mächten“ geschrieben … Bonhoeffer hat das Konzentrationslager nicht überlebt, sondern ist als Widerstandskämpfer hingerichtet worden.

Dennoch hat er die Kraft gehabt, diesen Text und andere zu schreiben, in denen er von Zuversicht, Vertrauen und Geborgenheit schreibt … trotz der damaligen Umstände.

Und diese Texte wollen uns Mut machen, selbst zu glauben und zu hoffen.

Was kann und will ich konkret in diesen Tagen tun?

  • Den eigenen Tagesablauf planen – Ich bin wie viele Menschen auch aus meinem normalen Rhythmus herausgeworfen worden und nun zwangsweise mehr im Home Office tätig als früher. Die Versuchung ist da, jetzt Dinge schleifen zu lassen – deshalb achte ich besonders auf meinen Tagesablauf und sorge für eine gute Abwechslung zwischen Arbeit und Freizeit!
  • Tägliche Rituale helfen mir, meinen Kurs zu halten. Als besonders wichtige Schlüsselgewohnheiten in diesen Tagen betrachte ich:
    • Eine Einstimmung in den Tag – dazu schreibe ich jeden Morgen meine Lebensziele auf und denke darüber nach, wie ich sie im Laufe des Tages weiterentwickeln kann.
    • Sport und Bewegung – Ich trainiere meinen Körper, das hält mich auch seelisch in Balance.
    • Zeit zum Lesen – für gute Bücher, aus denen ich mir wertvolle Stichworte und Gedanken herausschreibe. (Auch wenn wir in unserer äußeren Umgebung eingeschränkt sind, die Welt des Lesens ist immer da … und sie ist grenzenlos!)
    • Zeit für Gemeinschaft – Da wir als Familie in unserem Haus zusammen sind, nutze ich die Zeit auch für gute Gespräche miteinander.
  • Ruf doch mal an – Selten hatte ich so viel Zeit, um mit Freunden zu telefonieren, die ich lange nicht mehr gesprochen habe. (Interessanterweise führen die Zeiten des social distancing dazu, dass wir mehr die Nähe zueinander suchen, wenn nicht physisch, dann auf jeden Fall durch Telefonieren oder Schreiben). Dabei achte ich darauf, dass wir nicht nur über die aktuelle Krise, sondern auch miteinander über schöne Dinge sprechen.
  • Ruf doch mal Gott an – Ich finde in der täglichen Ausrichtung auf meinen Gott meinen Ruhepol – ich weiß, dass ich nicht alleine bin, dass ich geborgen bin … und dieses Wissen schenkt mir Ruhe und Kraft.
  • Nur 1x am Tag Katastrophen-News – Ich informiere mich zwar über das aktuelle Geschehen, aber möchte die Zeit dafür begrenzen, um mich nicht durch die ständigen Katastrophenmeldungen herunterzuziehen.
  • Jetzt ist die Zeit, um sich neu aufzustellen – der bisherige alte Rahmen existiert nicht mehr, der neue Rahmen ist noch nicht klar erkennbar – das ist eine Riesenchance, um durch kluge Entscheidungen die Weichen für die Zukunft zu stellen! Also: Welche Entscheidungen muss ich treffen, um in der neuen Zeit sogleich durchzustarten
  • Gemeinsam sind wir stark – in unserem Netzwerk können wir uns gegenseitig stärken, ermutigen, inspirieren, miteinander planen und umsetzen.
  • Wer plant und handelt, verliert seine Ängste! – Wer plant, richtet seinen Fokus auf die Zukunft aus und stabilisiert so sein inneres Mindset. Ich möchte mit Konzepten fertig sein, wenn die Zeiten sich wieder ändern … und das werden sie!

Was sind Ihre Mutmacher-Rituale? Wie sorgen Sie für sich in diesen Tagen?

Fortsetzung folgt.

[1] Quelle: Von Edvard Munch – Fotografie Villy Fink Isaksen, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=37668151
[2] Siehe mein Text „Corona und Burnout – zwei Krisen als persönliche Herausforderung“ – https://www.das-bachmann-prinzip.de/2020/03/22/corona-und-burnout-krisen-als-pers%C3%B6nliche-lernfelder/